Station 6 – Tradition in jedem Stich

Das Schneiderhandwerk ist ein Spiegel der Geschichte und Kultur. Von den kunstvollen Stickereien vergangener Epochen bis hin zu den Schnitten, die unsere Kleidung heute prägen, bewahrt das Nähen das kulturelle Erbe.

Die Tradition und das Erbe der Schneider:innen sind auch heute noch spürbar. Viele der Techniken und Prinzipien, die im Mittelalter entwickelt wurden, finden sich in der modernen Schneiderei wieder. Die Einführung der Nähmaschine war ein bedeutender Meilenstein, der die Tradition mit der Moderne verband und das Handwerk weiterentwickelte.

manja


Modedesignerin: Janina Imfeld – manja


Designgut:
Beeinflusst die Tradition der Schweizer Trachten deine Arbeit, und welche spezifischen Elemente oder Techniken dieser traditionellen Kleidungsstücke inspirieren deine Designs?

Janina Imfeld: 
Die Zürcher Trachten haben einen grossen Einfluss auf die Kollektionen von manja, da das Label überwiegend Traditionsstoffe aus Naturfasern sowie ausschliesslich Holz-, Metall und Perlmutterknöpfe verwendet. Gleich wie bei einer Tracht, die ihre eigene Geschichte erzählt, besitzen auch die meisten Stoffe von manja eine Herkunft, die sie bemerkenswert macht. Bei jeder Schweizer Tracht finden sich spannende und schöne Details, anhand derer z.B. die Herkunft der Trägerin ersichtlich ist. So auch in den Designs von manja, welche in verschiedenen Varianten aufmerksame Details in und an jedem Kleidungsstück integrieren.

Designgut:
Welche traditionellen Techniken aus der Schneiderkunst sind heute für dich noch relevant, und wie integrierts du sie in deine modernen Designs?

Janina Imfeld: 
Im Austausch mit Schneider*innen und Trachtenschneider*innen habe ich mir verschieden Techniken angeeignet und für mich weiterentwickelt, die ich als praktisch empfinde und darum bei den Kollektionen von manja anwende. Ich finde es faszinierend wie sich das Schneiderhandwerk im Laufe der Zeit verändert hat und doch viele Handgriffe, Nähstiche und Werkzeuge über die Zeit dieselben geblieben sind.


Designgut:
wie siehst du die Entwicklung der Modeindustrie (fast Fashion), in Bezug auf die Erhaltung des traditionellen Schneider*innen Beruf?

Janina Imfeld:
Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar, dass in Zeiten des globalen Konsums und der Schnelllebigkeit industriell angefertigte Massenprodukte die Anfertigung von Kleinstmengen in Handarbeit verdrängen. Auf der anderen Seite erlebe ich, dass der Wunsch und die Nachfrage nach Einzigartigkeit und zunehmend auch nach Nachhaltigkeit steigen. Deshalb denke ich, dass die Modeindustrie weiter an Bedeutung zunehmen, das Schneiderhandwerk jedoch nie ganz verdrängt wird.