Ein Rückblick: JUNGDESIGN 2019


Das JUNGDESIGN ist eine Plattform für innovative, nachhaltige und junge Designschaffende und Labels: Hast du ein spannendes Produkt oder Projekt, das du einem breiten Publikum präsentieren möchtest? Braucht euer Label mehr Aufmerksamkeit? Wie sieht nachhaltiges Design in Zukunft aus? Zu welchen Themen, Materialien und Formen forschen Schweizer Designschaffende schon heute?

Mit der Plattform für nachhaltiges JUNGDESIGN wollen wir den Austausch fördern: zwischen den Designschaffenden untereinander, aber auch mit dem Publikum. Alle zwei Jahre erhalten rund 20 Jungdesigner*innen die Möglichkeit, sich kostenlos im Gewerbemuseum zu präsentieren.
Gefragt ist alles, was visuell präsentierbar ist, wie Projekte, Prototypen, Produkte oder auch Social Designs, Abschlussarbeiten sowie innovative Studien.

Die Designschaffenden und Labels werden vom DESIGNGUT-Team unter Miteinbezug von Schweizer Designförderstellen ausgewählt. Wir setzen bei der Auswahl auf Design und Nachhaltigkeit. Jung definieren wir wie folgt: maximal 2-jähriges Label oder maximal 5 Jahre nach Abschluss einer Designausbildung.

Unsere Gewinnerinnen und Gewinner 2019

Unsere Gewinner
ProDemenz - Publikumspreis
Ein Fuchs - Innovation Design
NET-Swimwear. Von Alice. - Innovation Nachhaltigkeit

Unsere JUNGDESIGNERINNEN und JUNGDESIGNER 2019

FUNGUS TEaXTILE

Aufgrund der negativen Auswirkungen der Mode- und Textilindustrie untersucht dieses Forschungsprojekt den neuen und ressourcenschonenden Werkstoff Kombucha aus Sicht des Textildesigns auf seine Eigenschaften und sein Potential. Anwendungsmöglichkeiten des Materials sind der Ersatz von Plastikapplikationen sowie tierischem und künstlichem Leder. Die Vision der Designerinnen ist, dass der Werkstoff Kombucha im Fashionbereich eine breite Anwendung findet und einen Beitrag zu nachhaltiger Mode leistet.

Hanna Hüttig, Ramona Teller

VERONICA ANTONUCCI
DESIGNSTUDIO

Von der Schweizer Pop-Art-Bewegung der 1960er-Jahre inspiriert, lancierte die Bieler Designerin Veronica Antonucci im August 2018 eine bunte Ohrring-Kollektion. Der leichtgewichtige und minimalistische Schmuck wird aus Industrie-Acrylresten hergestellt und ist somit ein Upcycling-Projekt. Die Ohrringe werden mittels eines Lasercutters geschnitten und in Biel produziert. Die Designerin experimentiert aktuell, wie aus dem Abfall, der bei der Produktion entsteht, neue Acryl-Glas-Platten hergestellt werden können.

Veronica Antonucci


PRODEMENZ
EIN LÄCHELN FÜR MICH

GEWINNER Pubklikumspreis

Die Hälfte aller Menschen in der Schweiz haben in der direkten Verwandtschaft jemanden mit Demenzerkrankung. Die soziale Interaktion überfordert. Demenziell erkrankte Menschen tun und sagen Dinge, die wir mit unseren gesunden Gehirnen nur schwer nachvollziehen können. Die Folge: wir verabschieden uns von einem geliebten Menschen bereits schon zu Lebzeiten. Dabei gibt es Möglichkeiten, mit denen man Menschen bis ins Endstadium einer Demenz noch erreichen kann, insbesondere durch Musik.

Denise Rankwiler, Tabea Anderfuhren

SANDRO HALTER

Er liebt Holz. Er liebt Design.
Und er ist überzeugt, dass selbst der alltäglichste Gebrauchsgegenstand aus Holz Sinnlichkeit haben kann. Darum entwirft er Objekte, die man neugierig betrachtet, gerne anfasst und verwendet. Die Lust am
Ausprobieren, Sinne erfahren, Neues entdecken, Rückmeldungen einholen und sich inspirieren lassen, leiten ihn an. Der interdisziplinäre Austausch und die Vernetzung von Objekt, Design und Kunst
sind ihm wichtig.

Sandro Halter

 


RAMONAERB
MODELABEL MIT SOZIALEM ENGAGEMENT

Ihre Inspiration findet Ramona Erb in politischen und sozialen Ungerechtigkeiten. In der neuen Kollektion Sommer/Winter 20 «Goldfish in Aleppo» geht es um die Arbeit der White Helmets im Syrien Krieg. RAMONAERB steht für High-Quality Jersey, Bio Baumwolle, Seidenteile, bunte Prints mit versteckten politischen Botschaften und faire Produktion. Für jedes verkaufte Stück dieser Kollektion spendet sie 10 CHF an das IKRK-Projekt «Zusammenführung von syrischen Familien».

Ramona Erb

DIFFAIR

DIFFAIR macht Mode. different & fair.
Das Label betreibt ein neues und innovatives Geschäftsmodell, das soziale und ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet, während Kundinnen und Kunden bezahlbare Designerkleidung on-demand angeboten bekommen. Esther Annen hat die erste Mini-Kollektion entworfen, die einen minimalistischen, kontrastreichen und alltagstauglichen Stil aufweist. DIFFAIR ist sozial integrativ (genderless, women, men), transparent (durch Nachverfolgbarkeit) und plastikfrei.

Valentina Zingg, Noga Hoerni, Daniel Salerno

 


VERA SIGRIST
SCHMUCK

Licht und Schatten, Glanz und Reflexion, sowie Kanten und Flächen geschliffener Edelsteine inspirierten die Goldschmiedin Vera Sigrist zu ihrer ersten Kollektion VIDAS – Funkelnde Schmuckstücke, welche die Einzigartigkeit von Edelmetall sichtbar machen. VIDAS ist lokales Handwerk und setzt bewusst auf Materialien von Schweizer Firmen. Die Kollektion steht für zeitloses, langlebiges Design und stellt die Wertigkeit des Schmucks ins Zentrum.

Vera Sigrist

MUSTERGÜLTIG

Fast Fashion ist verführerisch; sie ist günstig
und trendy. In dieser Arbeit werden ihre Schattenseiten beleuchtet. Exemplarisch wird ein Outfit aus der Fast Fashion adaptiert, die Muster und Designs werden neu interpretiert und mit Inhalten gefüllt: Menschenrechtsverletzungen, Lohnungerechtigkeit, Wasserverschmutzung, Monokulturen, Pestizide und CO2-Emission. Die dabei verwendeten Stoffe sind secondhand. Die Arbeit ruft dazu auf, beim Konsumieren genau hinzuschauen.

Lea Fankhauser


BABA BASKETS
BY KREATIVKONSUM

Im Rahmen des Projekts Braiding Cultures waren Carina und Lukas Ende 2017 drei Monate in Indien. In enger Zusammenarbeit mit den Flechterinnen der Manufaktur ROPE in Tamil Nadu haben sie diese Korbserie aus Bananenfasern entwickelt. Das verwendete Material ist ein Nebenprodukt, welches bei jeder Bananenernte entsteht. Die Körbe werden von Hand unter sozial und ökologisch nachhaltigen Bedingungen produziert.

Carina Fischer, Lukas Baumgartner

TANNUDESIGN

Der Espen Hocker überzeugt mit seinem schlichten Design und der raffinierten Steckverbindung. Das Gesamtbild verkörpert ein innovatives Handwerk. Das Produkt wird auf Bestellung mit der neusten Technologie hergestellt. Als Material wird Schweizer Massivholz verwendet. Auf eine Oberflächenbehanlung wird explizit verzichtet. Der Hocker ist im Zusammenhang mit Urs Tanners Weiterbildung an der HFTG Zug entstanden und nach dem Studium von ihm weiterentwickelt worden.

Urs Tanner


VON WIL FÜR WIL
BY FREIWERKSTATT

Roman Frei entwarf ein Verpackungskonzept ganz der Qualität der handgefertigten Pralinen der Bäckerei Bisegger (Wil SG) entsprechend – nachhaltig, sozial und regional verwurzelt. Recycling-Karton wird mittels Lasertechnik bearbeitet, anschliessend durch die Heimstätten Wil gefaltet und mit handgeschöpftem Papier veredelt. Die visuelle Gestaltung ist eine Hommage an die Werte der Stadt Wil und verkörpert Geschichte, Kultur sowie soziales Engagement.

Roman Frei

NET-SWIMMWEAR. VON ALICE.
BY NEUMÜHLE

GEWINNER Innovation Nachhaltigkeit

Gemäss WWF machen Fischernetze bis zu 50% des Abfalls im Meer aus. Mit der Net-Swimwear VON ALICE will das Label einen Beitrag zur Verbesserung leisten. Die Badehosen werden aus regenerierten Fischernetzen und Nylonresten gefertigt, sogenanntes ECONYL®. Designed wird die Kollektion in Zürich und hergestellt im Tessin. Die Beschaffung findet in einem Umkreis von 500 km statt. Durch die nachhaltige Herstellungsweise werden Ressourcen schonungsvoll eingesetzt und der Abfall im Meer reduziert.

Andreas Fehr


NEUSCHÖPFUNG

Fasern von Bekleidung werden gesponnen, gefärbt, gewoben, getragen, gewaschen und schliesslich weggeworfen und vernichtet. Mit Hilfe des Papierschöpfverfahrens erhalten die Fasern eine neue Form. Ziel dieser Arbeit ist, die gestalterischen Möglichkeiten des Materials zu untersuchen und auszuschöpfen. Neben ästhetischen Kriterien steht die Wiederverwertbarkeit im Vordergrund. Die neu geschaffen Objekte sollen so in einen neuen Kreislauf eingeführt werden können.

Benjamin Willi

SICHTWANDEL
EIN ZWEITES LEBEN FÜR EINWEGKLEIDUNG

Im medizinischen Alltag gilt es, die Keimbildung bestmöglich zu verhindern, um Infektionen zu vermeiden. Einwegprodukte sind eine hygienische und effektive Lösung. Die Kehrseite sind enorme Mengen an Abfall. Die konzeptionelle Auseinandersetzung in dieser Arbeit zeigt, wie bestehendes Material weiterverwendet werden kann. Der Paravent ist eine funktionale und exemplarische Anwendung. Die Folie besteht ausschliesslich aus recycelter Einwegkleidung.

Lorena Adler, Selina Cadruvi


#NO #SWEATSHOP
DIE VISIONÄRE NÄHEREI

#No #Sweatshop greift ein aktuelles Thema auf, das alle betrifft: der zu kurze Lebenszyklus von Textilien. Es entsteht ein Ort des gemeinsamen Tuns und der Kreation rund um Mode aus getragenen Kleidern - damit diese länger im Gebrauch bleiben. Zwischen Café, Flickstube und Kunst lernen die Besucherinnen und Besucher selbst zu flicken, aufzuwerten oder umzunutzen. Der Upcycling-Raum schafft Wertschätzung für Produktionsaufwand und Material und liefert Inspiration sowie Lösungen.

Agnes Rahel Fischer, Corinna Mattner, Eva Waldmann, Barbara Anliker



VERALYNN

Die Kissenserie «Edition 1» ist aus der Ausei-
nandersetzung mit dem Abfall- / Restmaterial der eigenen, vergangenen Projekte von Vera Bruggmann entstanden. Die 20 - 50cm langen Restgarne (Schweizer Wolle) verwebt sie an ihrem Handwebstuhl. Das Design der Serie ist massgeblich beeinflusst durch die Länge der einzelnen Garnstücke und jedes Kissen ein handgefertigtes Unikat.

Vera Bruggmann


POWER GAMES

Das Spiel Power Games wurde entwickelt, um Jugendliche für den Wert ihrer politischen Stimme zu sensibilisieren. Durch beantworten von Fragen zu gesellschaftlich relevanten Themen soll den Spielenden bewusst werden, welche Auswirkung ihre Meinung hat. Dies geschieht anhand der Struktur- und Formveränderung des Spiels. Die Arbeit zeigt, dass jede Stimme zählt und dass jede Entscheidung Konsequenzen mit sich bringt.

Deiara Kouto

SEREMIK

Seremik druckt Keramik aus Töpferton. In Kombination mit anderen Materialien und Elektronik entstehen Low-Tech-Objekte, die den Wunsch nach Einfachheit und Autonomie bei der Herstellung der Geräte reflektieren. Die Tischleuchte THPP ist Teil dieser Serie. Seremik ist als ökologisch-ökonomisches Experiment angelegt, in dem Olaf Egner erprobt, ob Kleinstproduktionsstätten in der Schweiz kontrolliert, gesund und rentabel möglich sind.

Olaf Egner

 


SENNBAG

Ein Sennbag wird aus natürlichen Materialien und zu 100% in Schweizer Handarbeit her-gestellt. Mit seinem dezenten Retro/Vintagelook und qualitativ hochstehenden Materialien soll der Sennbag Langlebigkeit verkörpern. Grundsätzlich steht Sennbag für den Wiederaufbau der Wertschätzung gegenüber Lokalität und Qualität, womit sich der Konsummarkt in eine nachhaltige und bewusstere Richtung entwickeln kann. Zudem überrascht der Sennbag mit seinem Tragekomfort und dem organisierten Innenleben.

Adrian Laich

NIIV

Ressourcen sind nicht unendlich und vieles wird entsorgt, bevor es jemals genutzt wurde. Nina Zutt nimmt sich diesem überschüssigen Material an, dreht den Designprozess um und lässt daraus Einzelstücke als Keypieces entstehen, welche sie mit minimalistischen Kleinkollektionen aus Restposten und nachhaltigen Stoffen kombiniert. Ein Projekt, welches noch ganz am Anfang steht und sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Verbrennungsanlagegeweihtem und Übriggebliebenem ein zweites Leben zu geben.

Nina Zutt


EIN FUCHS
EINE AUSEINANDERSETZUNG

GEWINNER Innovation Design

In der Schweiz werden jährlich bis zu 30’000 Rotfüchse erlegt oder fallen dem Verkehr zum Opfer. Die meisten Tiere werden ungenutzt in Kadaversammelstellen entsorgt. In dieser Arbeit
dient ein Fuchs als «Point of Departure», um Schmuckstücke zu entwickeln, deren jeweiliger Wert über den Prozess ihrer Entstehung und die Wertschätzung des Materials selbst hinausweist und so über die persönliche Wahrnehmung der Autorin berichtet.

Yasmin Knüsel


JUNGDESIGN ist möglich Dank der Kooperation mit dem Gewerbemuseum Winterthur und der freundlichen Unterstützung der IKEA Stiftung Schweiz: