Station 1 – Zirkulari...WHAT?


Der Begriff Zirkularität oder Kreislaufwirtschaft poppt überall auf. Aber was hat es damit auf sich? Die Kreislaufwirtschaft ist eigentlich nichts anderes als Modell, das zum Ziel hat, den Lebenszyklus eines Produktes zu verlängern. Dabei sollen bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Kurz: eine konsequente Zirkularität bedeutet Nachhaltigkeit.

Wir haben mit der Goldschmiedin Felicitas Seebass über das Konzept gesprochen


Designgut: Was verbindest du mit dem Begriff «Zirkularität»?

Felicitas Seebass: Zirkularität heisst für mich Weiterdenken.  Woher kommt ein Material, was für einen Weg hat es hinter sich und was für Möglichkeiten hat es noch vor sich? Sind Nebenprodukte eines Produktionprozesses Abfall? Betrachte ich etwas als Abfall oder wiederverwertbar? Kann Abfall auch der Anfang von etwas Neuem sein? Wie kann ich einem alten Gegenstand neues Leben einhauchen?  Was passiert mit einem Gegenstand, wenn ich ihn nicht mehr brauche? 

 

DG: Ist Zirkularität eine Modeerscheinung?

FS: Seit ich lebe, sehe ich zu, wie Materialien an Wert verlieren.  Früher wurde geflickt, umfunktioniert, geschätzt, verehrt, weitervererbt. Zirkularität ist ein Modewort für etwas, was früher selbstverständlich, ja notwendig, war: Wertschätzung, Respekt und tiefes Wissen im Umgang mit Material. Altes Handwerk hat immer schon einen respektvollen Umgang mit Material gepflegt. Alles wurde verwertet, alle Nebenprodukte; Langlebigkeit und die Möglichkeit von Reparatur gehörten zu einem guten Produkt und zum Service, den ein Geschäft anbot.

 


DG: Was bedeutet Zirkularität für dich als Goldschmiedin?

FS: Das Goldschmiede-Handwerk ist seit jeher ein Paradebeispiel für Zirkularität! Da mit besonders wertvollen Materialien – Edelmetalle und Edelsteine, Kostbares aus allen Ecken und Tiefen der Erde – gearbeitet wird, wurde schon immer ein äusserst sorgfältiger Umgang mit ihnen gepflegt. Edelmetall-Staub ist wertvoll genug, dass man ihn auffängt und wieder einschmilzt. Schmuckstücke wurden ein Leben lang getragen, später weitergegeben. Reparatur und Umarbeitung gehörten immer schon zum Goldschmiede-Handwerk. Es ist wohl ein Glück, dass diese Materialien immer noch selten sind und sich der Umgang mit ihnen im Goldschmiedeberuf nicht geändert hat.

 


DG: Und was heisst es für dich persönlich?

FS: Jedes Material hat seine Eigenschaften, seine Schönheit. Ich liebe es diese zu entdecken und aufzuzeigen. Ebenso heisst es für mich Respekt vor Handwerk zu haben, nachzudenken darüber, wieviel Arbeit, Wissen, Zeit in einem Produkt beinhaltet sind.

DG: Wo siehst du die Grenzen für das Konzept Zirkularität?

FS: Zirkularität hängt für mich stark mit Zeit zusammen. Kaufe ich etwas Neues oder nehme ich mir Zeit etwas zu reparieren, auseinanderzunehmen, etwas Neues daraus zu machen? Wie richte ich mir mein Leben ein, damit ein respektvoller Umgang mit Materialien machbar ist, zur Selbstverständlichkeit in meinem Alltag wird?  

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felicitas-seebass.ch