STATION 3 – Kreativ Dingen ein zweites Leben schenken!


«REUSE» im Kontext der Zirkularität bezieht sich darauf, Produkte und Materialien so zu verwenden, dass sie mehrere Lebenszyklen durchlaufen, anstatt sie nach einmaliger Verwendung zu entsorgen. Dies bedeutet, Grundmaterialien zu reparieren, aufzubereiten oder wiederzuverwenden, um so Ressourcen zu schonen und Abfall zu reduzieren. 


Jedoch gibt es überraschende und kreative Beispiele, wie ein Material oder ein Produkt mehrfach genutzt werden kann, ohne dass es in einen Ursprungszustand zurückverändert werden muss – wir zeigen dir hier zwei!



HEIMATWERK: Vom Feuerwehrschlauch zum Handtuch


Designgut: Was bedeutet Nachhaltigkeit für euch? Wie lebt das Heimatwerk Nachhaltigkeit? 

Heimatwerk: Es bedeutet: Seit bald 100 Jahren über die Runden kommen! Also mit regionaler Produktion und geringer Wertschöpfung im Wettbewerb bestehen. Das Naheliegende, leitet uns: Beispielsweise durch einfache Gestaltung, realisierbar und käuflich sein. Dabei den handwerklichen Traditionen folgen, das Bewährte weiterentwickeln und Neues konsequent am Bedürfnis orientieren. Die Ökonomie als Ziel, die Ökologie mit dazu. Oder: Vorhandenes nutzen, mit Blick über den Tellerrand! 

DG: Warum spielt der Faktor Reuse so eine grosse Rolle? Was ist eure Motivation?

HW: «Reuse» bedeutet für uns: Weiterführen. Geistig, wie materiell. Weitermachen, wo andere aufhören. Weiternutzen, was woanders übrig bleibt. Beides gekonnt in Neues transformieren, ohne die Einsparung sichtbar zu machen. Ohne Verzicht und spezielle Motivation, einfach als unser unumgänglicher und überaus lustvoller Alltag! Denn auf diese Weise gewinnen wir eine ganze Menge Inspiration, Identität, Zeit und Beständigkeit. 




Das FIREFIGHTER'S TDWEL ist ein Upcycling-Handtuch für Werkstatt, Garage, Grillieren, etc.

Hergestellt aus Restbeständen von Original-Garnen aus der Produktion von Feuerwehrschläuchen, gewebt auf einer historischen Webmaschine, entwickelt und konfektioniert im Heimatwerk Zürcher Oberland: Ein echtes Schweizer Fabrikat! Mehrfach gezwirnte, starke Leinen- und Hanfgarne, die dem Wasserdruck standhalten, waren seit der Gründung der Marty & Co. AG im Jahr 1837, das typische Material zur Herstellung von Feuerwehrschläuchen in Feuerthalen (ZH). 2015, nach der Umstellung auf Polyester-Garn, standen über 1000 kg dieses wertvollen Natur-Garns vor der Entsorgung.

Das Heimatwerk transportierte diesen Schatz ins Zürcher Oberland und entwickelte in der eigenen Handweberei, zusammen mit lrene Brühwiler (Gewebegestaltung) und Karin Hirter (Produktgestaltung), das «Firefighter's Towel». Gestalterisch geben die traditionellen Streifenmuster alter Feuerwehrgürtel, das originale Rot und handfestes Garn, dem Gewebe seinen einmaligen Charakter. In Kombination mit starkem Leinenband, der expressiven Konfektion und dem funktionalem Branding, entsteht daraus ein maskulines Handtuch für Männer und Frauen, die gerne anpacken! 

Mehr dazu unter: heimatwerk.ch



Mit altem Gemüse und Co. Stoffe färben: Das Label Lilablum zeigt wie!

Designgut: Was bedeutet für dich Zirkularität?

Corina Rüegg: Zirkularität bedeutet für mich, dass etwas natürlich wächst und natürlich wieder abgebaut werden kann. Zirkularität bedeutet für mich, dass möglichst keine Giftstoffe in die Erde fliessen, möglichst Ressourcen schonend Rohstoffe verwendet werden und bewusst konsumiert wird. Weniger ist mehr, es braucht nicht viel um glücklich zu sein.

DG: Lebst du besonders nachhaltig?

CR: Ich lebe mit meinen zwei Kindern in einer Tiny-Wohnung in einer Hausgenossenschaft. Wir versuchen möglichst bewusst zu konsumieren und möglichst viel wieder zu verwenden. Sprich Secondhand oder was haben wir bereits, was brauchen wir wirklich, sowie zu Flicken wenn möglich. Unsere Wege legen wir möglichst mit dem Velo oder per ÖV zurück.


DG: Was ist deine Motivation als Designerin, bei deinen Produkten auf den Punkt «Reuse» zu achten? 

CR: Mich motiviert es, langlebige Produkte für den Alltag zu schaffen. Wir verwenden möglichst bereits vorhandene, natürliche Ressourcen zur Naturfärbung und vermeiden die Umweltverschmutzung im Vergleich zu konventioneller Färbung. Materialien bewusst einkaufen. Keine langen Anfahrtswege, eine gute faire Produktion für Mensch und Natur.

DG: Wo stösst du an Grenzen?

CR: Bei den Kosten / Preise stosse ich an meine Grenzen. Beim Einkauf, der Produktion und dem Verkauf. Die Diskrepanz der Verkauf - vs. Einkaufspreise stimmt nicht überein. Damit meine ich nicht, dass die Einkauf- oder Produktion Preise niedriger sein sollten, mehr sollten wir als Konsumenten umdenken. Als Appell an den bewussten Konsum. Weniger ist mehr und entschleunigt enorm.


Mich motiviert es, langlebige Produkte für den Alltag zu schaffen. 


Corina Rüegg, Owner & founder of Lilablum
Mehr zum Label: lilablum.ch